Portraits

Katharina Barbara Schelhorn (1721 – 1797)

Katharina Barbara Schelhorn - Erste Memminger Unternehmerin

Die erste Memminger Unternehmerin

Im Jahr 1755 wurden in Memmingen vier Kattunmanufakturen erwähnt, darunter die von Katharina Barbara Schelhorn (1721 – 1797). Bei diesen Betrieben handelte es sich um Stoffdruckereien, die mit mechanischen Druckverfahren, neuartigen Farbmischungen und kunstvollen Mustern den gehobenen Modemarkt bedienten. Verwendung fanden die farbig bedruckten Kattune als Tapeten, Stoffbezüge und Kleiderstoffe. Eine Manufaktur unterlag nicht den Reglementierungen des Zunfthandwerks.
Während Frauen nicht in Handwerksbetrieben arbeiten durften oder Meisterinnen werden konnten, galt dieses Verbot nicht für „Fabriken“ (Manufakturen).
Katharina Barbara Schelhorn, eine geborene Kaufmannstochter, nutzte diesen Freiraum. Sie war früh Witwe geworden, besaß aber das Kapital und den Mut, um eine Kattunmanufaktur zu gründen. Mit unternehmerischem Geschick und einem sicheren Gespür für modische Trends brachte sie ihr Unternehmen zu großer Blüte.
Sie erwarb in den 1770er Jahren in der Nähe des Westertors mehrere Anwesen, ließ diese abreißen und errichtete an dieser Stelle ein herrschaftlich-repräsentatives Fabrikgebäude. Da sie die Kattune (Baumwollstoffe) überwiegend von Webern vor Ort weben und die Garne in der Region spinnen ließ, trug sie zum Überleben des krisengeschüttelten Memminger Textilgewerbes bei.

Dr. Rita Sperl