Am vergangenen Freitag kamen zahlreiche Kunstbegeisterte in den Antoniersaal zur Eröffnung der Ausstellung „Was koscht´ die Sau?“ Die Frauengeschichtswerkstatt Memmingen e.V. und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Memmingen hatten dazu eingeladen, die farbige Kunst der Frieda Prutscher zu betrachten.
In ihrer schwungvollen Ansprache zur Begrüßung konnte Bürgermeisterin Margareta Böckh auch Familie Schulzki aus Augsburg begrüßen. Irmgard Schulzki, die leider aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein konnte, ist Patenkind und Erbin des künstlerischen Nachlasses von Frieda Prutscher. Angereist waren Ehemann Joachim und Sohn Stefan Schulzki, die Grüße überbrachten und den Ausstellungsmacherinnen dafür dankten, dieses langgehegte „Herzensprojekt“ verwirklicht zu haben.
Für die Frauengeschichtswerkstatt zeichnete Sonja Waschke in einer gefühlvollen und anschaulichen Rede und einem gedanklichen Rundgang durch die Ausstellung das umfassende Schaffen dieser besonderen Künstlerin.
„Nicht nur die Räumlichkeiten sind geschichtsträchtig, auch die Künstlerin Frieda Prutscher hat auf ihre Art Geschichte künstlerisch gestaltet. Das Anliegen der Frauengeschichtswerkstatt ist es, Frauen sichtbar und bekannt zu machen. Beides ist bei Frieda Prutscher nicht mehr nötig“, so Sonja Waschke.
Frieda Prutscher verbrachte wichtige Jahre ihres künstlerischen Schaffens in Memmingen. Viele Memmingerinnen und Memminger kennen beispielsweise die eindrucksvollen, vor Jahrzehnten entstandenen, immer noch modernen farbigen Glasmosaike an Hochhaus-Eingängen in der Buxheimer Straße. Mit „Kunst am Bau“ hat sie sich nicht nur in Memmingen einen Namen gemacht. Frieda Prutscher bekam von der öffentlichen Hand größere Aufträge in ganz verschiedenen Bereichen, so auch die Ausgestaltung der Schule in Memmingerberg, ein Brunnen im Hof des Landgerichtsgefängnisses, die Gestaltung ornamentaler Glasfenster in der Kirche in Bühl am Alpsee. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die 1915 geborene Kemptenerin die Möglichkeit, mit einer Ausbildung ihre umfassende Begabung so zu ergänzen, dass sie zum Beruf werden konnte.
Mit ihrem umfassenden Talent schuf sie gleichzeitig Beton- und Bronzeguss, Drahtplastik, Holzschnitzerei, Stein- und Glasmosaiken, Linolschnitte, Tafelmalerei in Öl, Tempera und Aquarell. Nach einem Studienaufenthalt in Italien entstanden Prutschers großformatige expressionistische Bilder.
1958 erhielt Frieda Prutscher den Kunstpreis der Stadt Kempten und war damit die zweite Frau, der diese Auszeichnung zuteilwurde.
Erste Vorsitzende der Frauengeschichtswerkstatt Ute Perlitz überreichte einen Blumenstrauß an die Leihgeber der Ausstellung und danke allen Beteiligten für Ihr Engagement bei der Realisierung dieses Ausstellungsprojektes. Sie verwies auch auf das Begleitprogramm 5 „K“ für Kinder und Jugendliche. „Im Namen der FGW wünsche ich allen Gästen spannende Eindrücke und gute Gespräche über diese einzigartige Künstlerin und ihre Werke“, so Ute Perlitz.
Musikalisch bereicherte Tina Buttler-Eberle die Eröffnung. Mit ausdrucksstarker Stimme und begleitet von Gitarrenklängen ergänzte sie perfekt die positive und inspirierte Stimmung im Antoniersaal.