Portraits

Elfriede Mack (1931 – 2003)

Elfriede Mack - Erste Frau im Bürgermeisteramt

Erste Frau im Bürgermeisteramt

Sie war die erste Frau im Memminger Bürgermeisteramt. In Kempten geboren, verbrachte Elfriede Böck ihre Schulzeit zur Kriegszeit in Wunsiedel. Angst vor Fliegerangriffen, vor Vergewaltigung durch Besatzungssoldaten, Mitarbeit auf Bauernhöfen für eine Flasche Milch, Hamstermärsche aufs Land, um für Kartoffeln oder Fallobst zu betteln – all dies kannte sie zu Genüge. 1956, nach der Heirat mit Heinrich Mack, siedelte das Paar nach Memmingen über. Vier Kinder, der Haushalt und die neu gegründete Buchhandlung an der Benninger Straße, später kam dazu die wiederholte Wahl zur Elternbeirätin, erforderten hohen Einsatz, förderten aber auch ihr Organisations- und Kommunikationstalent. 1973 trat sie der CSU bei, 1978 kandidierte sie zum ersten Mal für den Stadtrat und wurde auf Anhieb ins Stadtparlament gewählt.
1995 kam eine neue große Herausforderung auf sie zu: Elfriede Mack war bekannt für ihre eigenständigen Entscheidungen, die sie nach bestem Wissen und Gewissen, aber manchmal nicht im Sinne der Fraktionsdisziplin traf.
Der Posten des 2. Bürgermeisters der Stadt war neu zu besetzen. Vorsichtig wurde der Name Mack ins Spiel gebracht, aber von der CSU Fraktion vehement verworfen. Die Zeit war reif für eine Frau im Bürgermeisteramt, darin waren sich vor allem die Frauen parteiübergreifend einig. SPD-Stadträtin Anne Leipert schlug daher Elfriede Mack von der CSU als Kandidatin vor.
Die SPD-Frauen leisteten die nötige Schützenhilfe.
Von den Memmingern wurde diese Wahl mit Begeisterung aufgenommen.
Für die CSU allerdings war der Fall noch nicht erledigt: Elfriede Mack wurde vorgeworfen, sie hätte den Vorschlag der SPD Stadträtin aus Parteigründen ablehnen müssen. Als Konsequenz, so entschied die Fraktion, wurde die gewählte 2. Bürgermeisterin aus der Fraktion der CSU ausgeschlossen – ein unerhörter Affront! Die Bürger der Stadt brachten ihre Empörung deutlich zum Ausdruck. Bei der nächsten Wahl 1996 wurde Elfriede Mack erneut zur Bürgermeisterin gewählt.
Zu ihrem 70. Geburtstag waren die Querelen vergessen. Sie erhielt eine Auszeichnung der Stadt, der Oberbürgermeister sprach von einem neuen Umgangsstil, den sie ins Memminger Rathaus gebracht habe. Anlässlich ihres Todes im Jahr 2003 würdigte die Memminger Zeitung sie als „eine geradlinige Persönlichkeit“. Elfriede Mack erhielt weit über ihre Partei hinaus große Anerkennung.

Erika Gäble